Auf dem Weg in die Regelhilfen

Auf dem Weg in die Regelhilfen
Datum:
Autor*in:
Dagmara Lutoslawska
Eine große Stütze auf dem Weg in die Regelhilfen

Anfang Dezember lud der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. (DV) zu einer zweitägigen Fachveranstaltung mit dem Thema: „Stand und Weiterentwicklung von Housing First in den Wohnungsnotfallhilfen“. Bereits im Herbst 2022 hatte der Verein eine Empfehlung zur Umsetzung von Housing First in Deutschland veröffentlicht. 


Der DV e.V. ist ein gemeinsames Forum von Kommunen und Wohlfahrtsorganisationen sowie ihrer Einrichtungen, der Bundesländer, der privatgewerblichen Anbieter*innen sozialer Dienste und den Vertreter*innen der Wissenschaft für alle Bereiche der Sozialen Arbeit, der Sozialpolitik und des Sozialrechts. In Zusammenarbeit mit Akteur*innen von Housing First und der Wohnungsnotfallhilfe haben sie wissenschaftliche und praktische Expertise zusammengetragen und in der Empfehlung zusammengefasst. Auch die Erfahrungen von Housing First Berlin und der Fachartikel „Housing First for all. Wie können die Hilfen nach §§ 67, 68 SGB XII die Grundprinzipien von Housing First umsetzen?“ (2022/Bullermann, Holzinger, Müncho) sind in die Arbeit vom DV mit eingeflossen. Die Empfehlung versteht sich als ersten Aufschlag. Da das Thema im Bundesgebiet noch sehr neu ist, bedarf es der stetigen Diskussion und Weiterentwicklung.

Neben der Empfehlung hat der DV e.V. in diesem Jahr zwei bundesweite digitale Austauschrunden und zuletzt die Fachtagung vom 04.-05.12.2023 organisiert, an der auch wir teilgenommen haben. 

Wo steht Housing First in Deutschland und wo soll es hingehen?

Hier zeigte sich erneute, dass die Wirksamkeit von Housing First, so wie wir den Ansatz verstehen, weltweit mehrfach wissenschaftlich nachgewiesen ist. Auch unsere eigene Evaluation hat gezeigt, dass die Unterstützung im Rahmen des Housing First Ansatzes langzeitobdachlose und wohnungslose Menschen in Multiproblemlagen mit Suchterkrankungen und oder psychischen Erkrankungen in die Lage versetzt, ein selbstbestimmtes, würdiges Leben in einer eigenen Wohnung zu realisieren.

Derzeit gibt es im Bundesgebiet ca. 30 weitere Housing First Projekte, sechs davon in Berlin. Die Überführung in das Regelhilfesystem, als Ergänzung zu den bereits bestehenden Hilfen ist nun der nächste wichtige Schritt. Dies empfiehlt auch der DV und unterstützt die einzelnen Projekte dabei, Lösungen für die Umsetzung zu erarbeiten. Es gibt mehrere wissenschaftliche Aufsätze, die sich mit der Vereinbarkeit der gesetzlichen Grundlage (§ 67 SGB XII) und der prinzipientreuen Umsetzung von Housing First Angeboten beschäftigen, die alle zu dem Ergebnis kommen, dass dies theoretisch vereinbar ist. Die Erfahrungen im Bundesgebiet insbesondere in Berlin zeigen aber, das die Regelhilfen sehr stark reglementiert sind und die gewachsene Verwaltungspraxis als gesetzmäßig verstanden wird. Diese starke Reglementierung der Hilfen gilt es mit vereinten Kräften umzukehren. Der Deutsche Verein, der eine große Reichweite vor allem auch in die Landes- und Kommunalverwaltungen hat, ist für die erfolgreiche Implementierung des Ansatzes eine große Stütze. Wir von Housing First Berlin und auch vertreten durch den Bundesverband Housing First bedanken uns und freuen uns auf die weitere gute Zusammenarbeit.

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